Vögel - Ernährung

 

Die Ernährung von Vögeln

Für die Gesundheit Ihres Vogels ist eine ausgewogene Ernährung aus Kohlenhydraten, Fett, Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen besonders wichtig. In einer Körnermischung sind bereits große Teile dieser Nährstoffe enthalten. Dennoch müssen Sie manchmal Mineralstoffe und Vitamine zusetzen. Andererseits kann ein Zuviel an Mineralstoffen und Vitaminen Ihren Vogel auch krank machen. In jedem Fall gilt: Auf die richtige Mischung kommt es an.

 

Natürliche Ernährung

Die meisten Vögel, die in Vogelheim oder Volieren gehalten werden, sind Granivoren (Körnerfresser). Wissenschaftliche Studien belegen, dass diese Vögel in freier Wildbahn viele unterschiedliche Körner und Grünpflanzen fressen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken, wobei sie sich am jahreszeitlichen Angebot orientieren. Wilde Wellensittiche in Australien ernähren sich zum Beispiel von über dreißig verschiedenen Pflanzenarten.

Die Körnerwahl des Vogels steht auch in Relation zu seinem Schnabel. Ein Kakadu knackt zum Beispiel wesentlich größere und härtere Körner als ein Wellensittich. In Gefangenschaft bekommen Vögel Futter, das auf leicht erhältlichen Zutaten basiert und nicht aus den gleichen Körnern besteht, die Vögel in freier Wildbahn fressen würden. Durch die Beobachtung der Fressgewohnheiten wissen wir, welche Nährstoffe für die Gesundheit der Vögel wichtig sind.

 

Füttern in Gefangenschaft

Die Futtermenge, die Ihr Vogel benötigt, hängt von seiner Größe, seiner Aktivität und der Temperatur seiner Umgebung ab. Im Verhältnis zur Körpergröße müssen Vögel im Allgemeinen wesentlich mehr Nahrung zu sich nehmen als Menschen. Betrachtet man die Energiemenge, die pro Kilogramm Körpergewicht aufgenommen wird, frisst ein ausgewachsener Wellensittich etwa 13-mal mehr als ein Mensch.

Studien belegen, dass ein ausgewachsener Wellensittich bei einer Zimmertemperatur von 20 °C 48 bis 128 kJ (11 bis 30 kcal) an Nahrungsenergie braucht, um sein Körpergewicht konstant zu halten (1). Ein Wellensittich sollte demnach 8 bis 12 Gramm ganzer Körner am Tag bekommen (das entspricht etwa 500 bis 1000 einzelnen Körnern).

Vögel fressen etwa 20mal am Tag kleine Mengen, hauptsächlich morgens und abends. Prachtfinken und Kanarienvögel mit einem etwas geringeren Körpergewicht als Wellensittiche brauchen täglich 6 bis 8 Gramm Körner. Wenn ihnen langweilig ist, fressen die meisten Vögel mehr als sie benötigen.

 

Kohlenhydrate

Als Kohlenhydrate bezeichnet man zucker- und stärkehaltige Substanzen, die wichtige Energielieferanten sind. Ziervögel in Menschenobhut nehmen Kohlenhydrate hauptsächlich aus der Stärke im Kern von Samenkörnern auf. Sie wird im Darm verarbeitet, in Glukose umgewandelt und dann vom Körper aufgenommen. Kohlenhydrate spenden Energie, die dem Vogel schnell zur Verfügung steht. Der Kohlenhydratgehalt ist je nach der Körnersorte, die der Vogel frisst, unterschiedlich und reicht von knapp 21% bei Rapssamen zu bis zu 70% Kohlenhydrate bei weißer Hirse.

Lignin und Zellulose sind besondere Kohlenhydratformen. Da sie, im Gegensatz zu Stärke, unverdaulich sind, nennt man sie auch Ballaststoffe. Körnerfresser verschmähen gewöhnlich die äußere Hülle der Samen, in denen der größte Anteil an Ballaststoffen enthalten ist. Ballaststoffe haben für Vögel, im Gegensatz zum Menschen, keinen offensichtlichen Nutzen und können ihrer Verdauung sogar abträglich sein.

Auch wenn in Vollnahrung auf Körnerbasis alle Nährstoffe enthalten sind, die die meisten Vögel in Menschenobhut brauchen, genießen sie Frischfutter wie Äpfel oder Karotten als zusätzliche Leckerbissen. In diesen Nahrungsmitteln ist Zucker enthalten, eine weitere verdaubare Kohlenhydratform.

 

Fett

Fette sind für die Ernährung Ihres Vogels in vielerlei Hinsicht wichtig: Zunächst sind sie eine wichtige Kalorienquelle für Ihren Vogel. Der Fettgehalt der einzelnen Körnerarten (in Form von Öl) ist sehr unterschiedlich. Der Fettgehalt von weißer Hirse liegt bei nur 5 %, bei Kanariensamen sind es 10 %, und Rapssamen enthält 48 % Fett.

Ein Gramm Fett liefert doppelt soviel Kalorien wie die vergleichbare Menge an Kohlenhydraten. Wenn Sie Ihren Vogel also nur mit ölhaltigen Körnern wie Leinsamen oder Rapssamen füttern, kann er leicht Übergewicht bekommen. Diese Gefahr besteht besonders, wenn er auf engem Raum gehalten wird und keine Möglichkeit zum Fliegen hat.

Fett ist aber auch unentbehrlich für die Struktur der Körperzellen. Essentielle Fettsäuren wie Linolensäure sind Fettbestandteile, die der Vogel nicht selbst herstellen kann. Diese Säuren, die wichtig für die normale Zellfunktion und die Herstellung von Hormonen sind, muss er daher mit dem Futter aufnehmen.

Vögel, die Futter mit zu wenig Linolensäure erhalten, bekommen eine grobe, schuppige Haut und verlieren über die Haut Wasser. Dies führt zu einer erhöhten Flüssigkeitsaufnahme. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Ziervögel, die sich von Körnermischungen ernähren, zu wenig Linolensäure zu sich nehmen, da sie in den meisten Körnern im Überfluss enthalten ist.

Darüber hinaus ist Fett ein Träger der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K, die Ihr Vogel ebenfalls braucht.

 

Proteine

Muskeln, Haut, Federn und Schnabel eines Vogels bestehen zum größten Teil aus Proteinen. Ihr Vogel benötigt diesen Bestandteil der Nahrung, um sie in einem guten Zustand zu erhalten. Jedes Proteinmolekül besteht aus kleineren Molekülen, die man Aminosäuren nennt. Es gibt 20 häufig vorkommende Aminosäuren. Häufigkeit und Reihenfolge der Aminosäuren ist jedoch von Protein zu Protein unterschiedlich.

Im Darm des Vogels werden die Proteine aufgespalten und als Aminosäuren absorbiert. Einige Aminosäuren können in der Leber in andere Aminosäuren umgewandelt werden, einige jedoch können die Vögel nicht selbst herstellen. Deshalb müssen diese Aminosäuren, die für den Vogel essentiell sind, im Vogelfutter enthalten sein.

Die 10 wichtigsten Aminosäuren für Ihren Vogel sind Leuzin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan, Isoleuzin, Valin, Arginin und Histidin. Aus verschiedenen Pflanzenproteinen können unterschiedliche Arten und Mengen an Aminosäuren gewonnen werden, und nicht alle Proteine allein sind bedarfsdeckend. So hat Hirse zum Beispiel einen geringen Lysinanteil, wohingegen Sonnenblumenkerne besonders viel Lysin und Methionin enthalten. Daher ist es wichtig, dass Vögel in Vogelheim und Voliere eine Körnermischung bekommen, damit sie so auch eine ausgewogene Mischung von Aminosäuren erhalten.

Ausgewachsene Tauben brauchen, um gesund zu bleiben, etwa 13% Protein in ihrer Nahrung, Wellensittiche benötigen mindestens 10%. Die am häufigsten verfütterten Körner enthalten zwischen 12% (Hirse) und 20% (Rapssamen, Leinsamen und Zwergflachs). Daher ist es unwahrscheinlich, dass in einer Körnermischung weniger Protein enthalten ist, als Ihr ausgewachsener Vogel benötigt. Wenn ihm bestimmte Aminosäuren fehlen, kann er an Gewicht verlieren, anfällig für Krankheiten werden und ein stumpfes oder struppiges Federkleid bekommen. Bei einer ausgewogenen Ernährung ist dies jedoch unwahrscheinlich.

 

Mineralstoffe

Ihr Vogel braucht eine Reihe verschiedener Mineralstoffe, um gesund zu bleiben. Kalzium ist sowohl für das normale Wachstum und die Stärke des Knochenbaus extrem wichtig als auch für die Funktion von Muskeln und Nerven. Wenn zum Beispiel Legehennen nicht genug Kalzium bekommen, werden die Eierschalen dünn und brüchig.

Phosphor, in Form von Phosphaten, hat viele Funktionen. So trägt es beispielsweise dazu bei, die Knochen des Vogels zu festigen. Sowohl Kalzium als auch Phosphor müssen in ausreichenden Mengen und im richtigen Verhältnis zueinander im Vogelfutter enthalten sein. Ihr Vogel sollte doppelt so viel Kalzium wie Phosphor erhalten.

Wissenschaftler beobachteten, dass ein Anteil von etwa 0,8% Kalzium im Futter für Wachstum und Vermehrung von Wellensittichen ausreichen (2). Die meisten Körner enthalten zwischen 0,01% und 0,4% Kalzium und weisen einen hohen Phosphorgehalt auf. Daher brauchen Vögel in Vogelheim und Volieren eine zusätzliche Kalziumquelle sowie einen Phosphorzusatz. Einige Halter stellen Kalzium in Form von Tintenfischknorpeln (Sepiaschale) oder Mineralsteinen zur Verfügung, doch nicht alle Vögel knabbern daran.

In ausgewogener Vogelnahrung sind Kalzium sowie viele andere wertvolle Vitamine und Mineralien in ausreichender Menge enthalten. Natriumchlorid (Salz) wird in kleinen Mengen zur Erhaltung von Nervenfunktion und Blutzusammensetzung beigegeben.

Ein weiterer wichtiger Mineralstoff, den Ihr Vogel braucht und der in gewöhnlichem Körnerfutter nicht enthalten ist, ist Jod. Zusätzlich besteht das Problem, dass einige Zutaten im Vogelfutter (wie Erdnüsse und Samen aus Pflanzen der Kohlfamilie) die Aufnahme von Jod verhindern. Auch zuviel Kalzium im Futter kann verhindern, dass der Vogel genug Jod aufnimmt.

Viele Vögel, besonders Wellensittiche, die nur mit Körnern ernährt werden, leiden an Jodmangel. Wenn dies geschieht, vergrößert sich die Schilddrüse und drückt auf die Luftröhre, wodurch der Vogel oft seine Stimme verliert. Ein betroffener Vogel wird durch Mangel an Schilddrüsenhormonen lethargisch, mancher zeigt sogar Atembeschwerden. Als zusätzliche Jodquelle können Mineralsteine dienen. Manche Halter füttern Ihre Vögel mit Dorschlebertran, der ebenfalls Jod enthält. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten, da eine Überdosis fettlöslicher Vitamine (siehe Vitamine) drohen kann. Vogelfutterprodukte mit dem richtigen Jodgehalt zur Vermeidung von Schilddrüsenerkrankungen sind im Handel erhältlich.

Vögel benötigen eine gewisse Menge Eisen, um rote Blutkörperchen herzustellen, zuviel davon kann jedoch ihre Leber schädigen. Die Eisenkonzentration in Körnern ist für Ihre Vögel mehr als ausreichend. Einige Vögel wie Beos oder Tangaren reagieren besonders empfindlich auf zuviel Eisen im Futter.

Zur Herstellung der roten Blutkörperchen wird auch Kupfer benötigt. Einige Vogelarten brauchen Kupfer auch zur Herstellung der blauen Federn. Im Allgemeinen reicht der Kupferanteil im Körnerfutter aus, doch wenn zu viel Eisen darin enthalten ist, wird das Kupfer möglicherweise nicht richtig aufgenommen.

 

Vitamine

Wie Menschen auch, brauchen Vögel eine Reihe von Vitaminen, um gesund zu bleiben. Es handelt sich hauptsächlich um die Vitamine A, D, E und K sowie einige Vitamine der Vitamin-B-Gruppe. Nur einige der exotischeren Vogelarten benötigen Vitamin C. Die Vitamine A, D, E und K sind fettlöslich und können sich im Körper anreichern. Wenn sie regelmäßig in großen Mengen verabreicht werden, können sie die Gesundheit des Vogels schädigen, ja sogar tödliche Auswirkungen haben.

Ihr Vogel gewinnt Vitamin A aus dem Futter oder produziert es selber aus der Vorstufe des Vitamins, dem Beta-Karotin. In Körnern ist nur wenig Vitamin A oder Beta-Karotin enthalten, so dass Vögel, die nur mit Körnern ernährt werden, unter Hypovitaminose A (Vitamin-A-Mangel) leiden können.

Dieser Zustand wurde oft bei Papageien beobachtet und wirkte sich besonders auf die Lunge, das Verdauungssystem und die Fortpflanzungsfähigkeit der Vögel aus. Vielen Haltern ist das Problem bewusst und manche füttern die Vögel daher mit Dorschlebertran. Das ist jedoch nicht zu empfehlen, da das Tier so leicht eine Überdosis bekommen kann. Auch andere Futtermittel, die von Vögeln akzeptiert werden, wie Karotten oder Löwenzahnblätter, enthalten die Vorstufe des Vitamin A in großen Mengen. Doch auch hier gilt, dass zuviel gefährlich werden kann. Es ist schwer abzuschätzen, wieviel der Vogel bekommen sollte. Man kann diese Schwierigkeiten umgehen, indem man ihm eine Futtermischung anbietet, die so zusammengestellt ist, dass sie den richtigen Gehalt an Vitamin A sowie an allen anderen Vitaminen hat.

Vitamin D hat Einfluss auf die Kalziumabsorption im Darm, die wiederum zum Aufbau starker Knochen und fester Eierschalen beiträgt. Vitamin D wird in seiner Vorstufe aus dem Futter aufgenommen und in seine aktive Form umgewandelt, wenn die Haut des Vogels der Sonne ausgesetzt ist. Da viele Vögel in Räumen ohne Sonnenlicht leben, können sie möglicherweise nicht genug Vitamin D produzieren. Doch auch hier kann es zu einer Überdosis kommen, wenn Sie Ihrem Vogel zuviel zusätzliches Vitamin D geben.

Vitamin E ist ein wichtiges Antioxidans, das Ihrem Vogel hilft, Belastungen standzuhalten. In Körnerfutter ist meist ein ausreichender Anteil an Vitamin E enthalten. Wenn Sie ihm allerdings zusätzlich Dorschlebertran geben, verhindern Sie die Aufnahme von Vitamin E, da Substanzen im Lebertran mit dem Vitamin reagieren und es zerstören.

Vitamin K wird für die normale Blutgerinnung benötigt. Es kommt in Körnern nicht vor, kann jedoch von den Bakterien im Darm der Vögel hergestellt werden. Wenn ein Vogel mit Antibiotika behandelt wurde, kann es zu einem Mangel an Vitamin K kommen. Dies gilt auch für Vitamin B12. Andere Vitamine der B-Gruppe werden für Umwandlung von Futter in Energie und die Bildung fester, gesunder Federn gebraucht. Vitamin B2 ist besonders knapp, wenn der Vogel nur mit Körnern ernährt wird.

Achten Sie bei der Wahl des Vogelfutters auf eine Vollnahrung, in der die notwendigen Mengen von Vitamin A, C, D, E, K sowie die notwendigen Vitamin-B-Komplexe enthalten sind.

 

Wasser

Körnerfressende Vögel nehmen mit ihrer Nahrung nur sehr wenig Wasser auf, daher brauchen sie stets frisches Trinkwasser. Wissenschaftler zeigten, dass der Wellensittich im Schnitt 3 bis 5 ml Wasser zu unterschiedlichen Zeiten trinkt (3). Das hängt jedoch auch von Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit ab. Wasser wird im Körper des Vogels außerdem beim Stoffwechsel von Fett und Kohlenhydraten produziert. Zwischen dem Wasser, das der Vogel auf diese beiden Arten zu sich nimmt und dem, was er über Haut und Lungen sowie durch den Kot verliert, muss ein Gleichgewicht herrschen.

Vögel scheiden überflüssigen Stickstoff in Form von Harnsäure aus, die schwer wasserlösliche, weiße Kristalle bildet. Daher scheiden Vögel keinen wässrigen Urin aus wie Säugetiere. Trotzdem ist Wasser zur Ausscheidung dieser Abfallprodukte notwendig. Ein dehydrierter Vogel setzt grünlichen Kot ab (was bedeutet, dass die Harnsäure fehlt) und kann innerhalb weniger Tage sterben.

 

Vogelsand

Viele Vogelarten, auch solche in Vogelheim und Volieren, fressen instinktiv Sandpartikel. Einige dieser Partikel, löslicher Sand genannt, lösen sich im Magen auf und können eine wichtige Mineralquelle sein. Einige solcher Streupartikel sind fein geriebene Austernschalen, Tintenfischknorpel und Kalkstein.

Andere Streuarten, also die unlöslichen Partikel, bleiben als harte Teilchen im Muskelmagen liegen. Zu diesen Teilchen gehört zum Beispiel Sand. Studien an verschiedenen Geflügelarten zeigten, dass diese unlöslichen Partikel bei der Verdauung des Futters helfen. Es spricht jedoch nichts dafür, dass dies auch bei Ziervögeln der Fall ist. Im Gegenteil, frisst ein Vogel zuviel unlöslichen Vogelsand, kann dies zu Irritationen des Kropfes und des Muskelmagens und in manchen Fällen sogar zum Tode führen. In einigen handelsüblichen Vogelsand arten sind lösliche Materialien wie Austernschalen und Baumrinde enthalten. Sie dienen Ihrem Vogel als Spurenmineralquelle.

 

Brütende Pärchen

Eiablage und Aufzucht fordern eine Menge Energie von den Eltern. Wenn ein Zebrafinkenweibchen Eier legt, braucht es etwa 55% des aufgenommenen Futters für die Produktion eines einzigen Eis. Während dieser Zeit frisst es nicht mehr, sondern reduziert seinen Energieverbrauch dadurch, dass es ruhig auf dem Nest sitzt. Es verliert auch Proteine aus den Muskeln und dem Darm, um für die entstehenden Eier Nährstoffe bereitzustellen.

Bei eierlegenden Wellensittichweibchen stellten Wissenschaftler eine ähnliche Situation fest (4). Das brütende Paar frisst nicht mehr, bis die Jungen geschlüpft sind. Der Energiebedarf ist zu dieser Zeit jedoch besonders hoch. Während der Zeit, in der die Jungen im Nest gefüttert werden, kann ein Wellensittichmännchen mehr als 10% seines Körpergewichts verlieren, die es jedoch schnell wieder zunimmt, sobald die Jungen das Nest verlassen haben. In jedem Fall ist es wichtig, dass Ihre Vögel gesund sind und eine angemessene Ernährung erhalten, bevor sie zu brüten beginnen.

 

Heranwachsende Küken

Alle Jungvögel von Papageien- und Finkenarten wachsen erstaunlich schnell und verdoppeln ihr Körpergewicht in den ersten 48 Stunden nach dem Schlüpfen. Kanarienküken haben nach 10 Tagen, der Zeit ihres stärksten Wachstums, das 10-fache ihres Geburtsgewichtes erreicht. Um so ein Körperwachstum zu erreichen, müssen sie im Vergleich zu ihrem Gewicht sehr viel fressen. Wissenschaftler untersuchten den Energiebedarf von Wellensittichküken und fanden heraus, dass die Küken bezogen auf ihr Körpergewicht etwa fünfmal soviel fraßen wie ausgewachsene Tiere (5).

Die Küken vieler Körnerfresser bleiben im Nest, bis sie flügge sind. Diese Küken sind besonders anfällig für Dehydratation, da in Körnern nur wenig Flüssigkeit enthalten ist. Wenn man diese Vogelarten in Gefangenschaft züchtet, gibt man ihnen meist weiches, feuchtes Futter, um den Wassermangel auszugleichen.

Küken von Finken- und Papageienarten werden während der ersten Lebenstage mit Kropfmilch der Mutter gefüttert, die sehr proteinhaltig ist. Aber auch nachdem die Mutter keine Kropfmilch mehr gibt, brauchen die Jungen proteinreiche Nahrung.

Während des Wachstums brauchen Küken eine andere Zusammenstellung von Aminosäuren, da sie mehr Lysin, Methionin und Cystin benötigen. Eine Studie an Wellensittichküken zeigte, dass ein Zusatz der Aminosäure Glyzin zum Feuchtfutter wachstumsfördernd ist. (6).

Einige Vögel, besonders Wellensittiche, lehnen neue Bestandteile in ihrem Futter oft ab. Das hängt wahrscheinlich von den Erfahrungen ab, die sie gemacht haben, bevor sie flügge wurden. Vögel, die als Küken mit einer größeren Bandbreite an Körnern gefüttert wurden, sind nicht so wählerisch wie diejenigen, die eine eingeschränkte Kost erhielten. Daher sollten sie Ihre Vögel von Beginn an mit einer ausgewogenen Mischung ernähren.

 

Mauser

Wenn Ihr Vogel in die Mauser kommt, kann das für ihn sehr belastend sein, da er zusätzlichen Bedarf an Aminosäuren hat, um die neuen Federn zu bilden. Die richtige Ernährung in den Wochen vor der Mauser bereitet ihn gut darauf vor. Ein richtig ernährter Vogel bildet bessere Federn aus als einer, der an Mangel leidet. Ein anderes Mittel, das Ihrem Vogel die Mauser erleichtert, sind Antioxidantien wie die Vitamine C und E.

 

Fettleibigkeit

Eines der häufigsten Probleme bei Wellensittichen in Vogelheimhaltung ist Fettleibigkeit. Durch Fettablagerungen im Unterbauch wird der Druck auf die Lungen verstärkt und der Vogel kann nicht mehr frei atmen. Starkes Übergewicht kann auch den allgemeinen Gesundheitszustand Ihres Vogels beeinträchtigen.

Fast immer wird Fettleibigkeit durch Überfressen hervorgerufen. In einem ersten Schritt sollten Sie Ihrem Vogel die Futterration kürzen. Geben Sie ihm zweimal täglich für eine halbe Stunde Futter, anstatt es ständig für ihn bereit zu stellen. Bleiben Sie dabei und kontrollieren Sie, wieviel er zu sich nimmt. Dadurch lässt sich die Futtermenge genau kontrollieren und eventuell reduzieren, wenn der Vogel immer noch nicht an Gewicht verliert.

Tierärzte und Forscher können Vögel und ihre Futterration mit speziellen elektronischen Waagen wiegen. Sie können das aber auch selbst mit einer Küchenwaage tun. Wie bei den meisten Krankheiten kann man Fettleibigkeit besser in ihrem Anfangsstadium bekämpfen, als wenn sie schon weiter fortgeschritten ist.

 

Fütterverhalten von Wellensitticheltern

Durch die Installation einer 24-Stunden-Videoüberwachung gelang es Forschern, genauen Einblick in das Verhalten von Wellensitticheltern bei der Fütterung ihrer Jungen zu erhalten. Die Vögel akzeptierten dabei die schrittweise in 7 bis 10 Tagen angebrachte Plexiglasscheibe vor ihrer Nistbox erstaunlich gut.

Das Wellensittichweibchen legt, normalerweise in Abständen von 48 Stunden, bis zu 8 Eier. Es beginnt direkt nach der Ablage des ersten Eis zu brüten. Die Brutzeit beträgt für jedes Ei 18 Tage.

Während der Brutzeit darf das Weibchen die Eier nicht auskühlen lassen und verlässt daher die Brutkiste so wenig wie möglich. Die Aufgabe, Futter zu beschaffen, fällt dem Männchen zu. Das Männchen sammelt Futter und würgt es direkt in den Schnabel des Weibchens, so dass dieses länger bei den Eiern bleiben kann.

Wenn nach 18 Tagen das erste Küken schlüpft, erhält es vom Weibchen innerhalb von zwei Stunden seine erste, aus halb verdautem Futter bestehende Nahrung. Die Mutter brütet die anderen Eier weiter, aus denen in Abständen von 48 Stunden die Küken schlüpfen. Das Männchen bringt ihr auch in dieser Zeit weiter Futter. Bei einem Gelege von 5 Eiern dauert die Brutzeit von der Ablage des ersten Eis bis zum Schlüpfen des letzten Kükens 26 Tage.

Wenn das zweite Küken geschlüpft ist, füttert das Weibchen es auf die gleiche Weise. Sind einige Küken im Nest, beginnt sie ihre Fütterungsrunde bei dem jüngsten Küken, füttert erst dann das zweitjüngste und fährt auf diese Weise bis zum ältesten Küken fort (1). Wenn sie ein paar Tage alt sind und nach Futter "rufen" können, beteiligt sich auch ein aufmerksames Männchen an der Fütterung der Jungen. Durch diese Art der gezielten Fütterung ist das Wachstum der Küken erstaunlich gleichmäßig (2). Es ist wichtig, dass die Wellensitticheltern eine nährstoffreiche Kost erhalten, damit die Eiproduktion, die embryonale Entwicklung und das Wachstum der Jungen normal verlaufen.